Jakob’s Christkind

Weil es heute so gut passt, hier noch einmal die Geschichte von Jakob’s Christkind. Diesmal als Video von einer  Lesung, bei der ich zum ersten Mal eine Zugabe geben musste. Eine Freude war das.

Für den Koraspieler und für Frank und Gina

Vor dem Sirtaki konnte ich
tanzen, ehrlich. Mit Worten.
Rundherum schwirrten sie
in meinem Kopf, bis
ich mein Tuch verlor.
Zu Boden fiel es,
verschämt ihr zu Füßen.

So stolz war sie
mit Augen, schwarz
wie Feuer ohne Glut.
Sie nahm das Tuch
und gab es mir, und
es schwiegen die Worte,
erstarrt im Moment.

Mein Kopf, eine Blume,
erblüht am fremden Strauch.
Vor dem Sirtaki wusste ich
nichts von Delfinen.
Dann verstummte die Musik
und die große Schweigerin
fegte die Worte aus meinem Kopf.

Sie tauchte sie in den Strom.
Odysseus war ich
und Jason, und  weit
entfernt am Horizont
versank Kreta im Dunst,
Echo der Vergangenheit,
eine unbeweinte Insel.
© gabi m. auth

Gefrorene Sterne

Gibt es etwas Lautloseres als Schnee? Er ist so irdisch, wie jede andere Naturerscheinung, und hat doch etwas ganz und gar Unirdisches, Magisches in seiner Lautlosigkeit. Wie er die Wege verwischt, alle Klänge dämpft und die vertraute Welt plötzlich neu und unberührt erscheinen lässt. Jede einzelne Flocke hat die Gestalt eines Sterns. Keiner wie der andere. Gefrorene Sterne, die die Erde in ihrem Winterschlaf beinahe liebevoll zudecken. Die Natur schläft und wartet. Jeder Moment im Leben ist wie eine Schneeflocke, ein einzigartiger, leuchtender Stern. In ihrer Gesamtheit sind sie einfach Leben. Nicht mehr und nicht weniger.
© gabriele auth