Kleiner Teich im Grün
Eisvogelflug und
Lachen im Regen
Hand in Hand
Glück hat viele Farben
…
Öffne
Kinder
spielen Slenderman
Väter
ertrunken im Wodkaglas
Mütter
kleben am Flachbildschirm
Hirne geknebelt
Seelen
im Pixelbrei
Freundschaft
verendet im Social Media
Realität verschwimmt
Wahrheit wird Lüge bei
Talk-Shows und Reality-TV
U-Bahn-Tunnel
Menschenklone
kaltes Licht
Gesichter hinter
Smartphonemauern
rote Ampeln
Stop and go
Neonleuchten
im Großraumbüro
weißes Rauschen
im Gehirn
Funktionieren
im Kreis im Kreis
IM KREIS …
Draußen
fliegen Vögel,
ist der Himmel weit
Sonne durch Wolken
das Licht
du kannst es fühlen,
öffne .
(c) Gabriele Auth
Foto/G.Auth
Mut
lass uns zusammen
traurig sein
Melancholie durch
unsere Adern ziehen
und Wahrheit
lass das Lachen
uns verbannen
das brüllt wir
wären stark und
unbeschwert
stark ist der Mut
zur Traurigkeit
in einer Welt
voll Pixelglanz
und Einhornstaub
lass uns zusammen
traurig sein
Wahrhaftigkeit aus
unseren Körpern
leuchten
(c) Gabriele Auth
Foto/Pixabay
Mein Kater und ich
Manchmal wünschte ich, ich wär mein Kater. Der denkt nicht nach, er lebt und liebt, wie es sich grad ergibt; ganz ohne Stress und Menschentheater. Er hadert nicht mit sich und zweifelt nie, soll er die Maus nun fangen oder lieber nicht. Wird er gekrault, dann schnurrt er laut und faucht dir böse ins Gesicht, wenn Streicheln grad nicht seiner Vorstellung von schön entspricht. Faucht und rollt sich dann zusammen, ohne zu fragen, ob er dich erschreckt hat, ob du ihn nun verachtest, vielleicht sogar verstößt. Schmiegt sich zufrieden auf das Sofa, die Pfoten hoch, den weichen Bauch entblößt. Er seufzt im Schlaf. Ich seh‘ ihm zu und frag mich ob er träumt. Leg‘ mich zu ihm, schließe die Augen, lausch‘ dem Schnurrgebrummse, träume mit.
Schöpfung
Einer gibt mehr
als ein Scherflein
Einer wirft immer
den ersten Stein
Einer gibt den
Verräterkuss
Und
Einer hält nie durch
bis zum Schluss.
Der Mörder ist manchmal
dem Himmel nah
Der Gerechte gefangen
in Selbstgerechtigkeit
Mensch dem Menschen
ein Unmensch oft
Doch
erschaffen für Liebe,
Freundschaft, Wahrhaftigkeit.
(c) Gabriele Auth
Foto/Pixabay
Damals
Ob es damals Liebe war?
Eine Antwort gab es nie.
Schweigen füllt die Jahre.
Foto/Pixabay
Till Brönner – Melting Pott
Eindrücke einer Ausstellung
Der Musiker und Fotograf Till Brönner ist keiner aus dem Pott. Seine Kindheit verbrachte er in Viersen, Rom und Bonn Bad Godesberg, wurde zu einem der berühmtesten deutschen Jazz Musiker und lebt inzwischen in Berlin und Los Angeles. Die Anfrage der Brost Stiftung, ob er sich vorstellen könne, den Ruhrpott ein Jahr lang fotografisch zu erkunden, erreichte ihn in Kalifornien.
Ruhrpott und Kalifornien, ein Gegensatz, wie man ihn sich größer kaum vorstellen kann. Brönner ließ sich zum Glück darauf ein.
Da kommt also einer mitten im Winter aus der kalifornischen Sonne und nähert sich dem zerfurchten Gesicht des Ruhrgebiets, um es mit der Kamera zu ergründen. Einer, der nicht von hier, nicht von Innen kommt. Ich war gespannt, ob das funktioniert.
Es gibt zahllose Fotos aus dem Ruhrgebiet. Innenansichten von Fotografen, die hier aufgewachsen sind, Bilder von verrußten Hausfassaden, in denen blankgeputzte Fenster mit weißen Gardinen leuchten wie die Augen in den kohlenstaubgeschwärzten Gesichtern der Kumpels, die dort wohnen. Stoische Gesichter, die selten oder nie zu lachen scheinen. Fördertürme, dunkler Rauch über Kokereien, triste Straßen, Männer, die mit Bierflaschen in der Hand am Kiosk an der Ecke stehen, eine Sicht auf den Ruhrpott wie man sie kennt. Der aktuelle Blick von Außen, den Till Brönner hinzufügt, umfasst auch solche Szenen, doch er bleibt nicht dabei stehen, sondern gibt der Region mit seinen Bildern eine feine, neue Würde. Seine Bildästhetik ist verhalten, klar, manchmal fast kühl, aber immer feinfühlig und empathisch, nichts, das dem Betrachter ins Gesicht springt und brüllt: Wir sind das Ruhrgebiet. Eher steht ein Wispern im Raum: Schau genau hin, unter der Oberfläche gibt es eine Vielfalt, die sich zu entdecken lohnt.
In einem Film zur Ausstellung, sagt Johan Simons, der Intendant des Bochumer Schauspielhauses, über das Ruhrgebiet:
„Man kommt nie dahinter, was das hier eigentlich alles ist.“
Till Brönner hat sich einem Verstehen, dem Dahinterkommen angenähert. Seine Fotos entwerfen ein Portrait, das mir, die ich mitten im Pott aufgewachsen und ihm in einer Art Hassliebe verbunden bin, gleichzeitig vertraut und ungewohnt erscheint.
Gesichter von Prominenten aus dem Ruhrgebiet, nebeneinander aufgereiht wie Gemälde in der langen Ahnengalerie eines Schlosses und diesen auch ähnlich in ihrer Farbwirkung.
Stahlarbeiter wie Protagonisten aus einem Science-Fiction-Film. Eine spröde, orangefarbene Rolltreppe, auf der ein Mensch nach oben fährt.
Der düstere Kokerei Turm, der auf den ersten Blick an einen Turm aus einem chinesischen Martial-Arts-Film erinnert.
Brönner schafft es, der Region mit seinen Bildern ein neues Gesicht zu geben, ohne ihr etwas zu nehmen. Mit sensiblem Blick fängt er Momente ein, in denen die Menschen oft wie Kämpfer wirken, Helden ihres eigenen Alltags, denen der Fotograf immer wieder ein Lächeln entlockt, ein fast verstecktes, ein sprödes, ein verschmitztes oder ein glückliches.
Seine Bilder sind wie seine Musik. Jazz.
Im Gespräch bestätigt der Künstler, dass für ihn Musik und Fotografie in einer inspirierenden, sich ergänzenden Wechselwirkung stehen.
Das Amerika Deutschlands nennt Brönner den Pott. Das lässt sich durchaus so ausdrücken, da das Ruhrgebiet, ähnlich wie die USA, seit je her ein Schmelztiegel ist.
Mir scheint es jedoch noch in anderer Hinsicht zutreffend. Mit ihrem rotzigen Humor, ihrer direkten Art, ihrer Tragik und ihrem Mut, könnten die in den USA erdachten Guardians of the Galaxy direkt aus dem Ruhrpott kommen.
Mein Lieblingsbild in der Foto Ausstellung ist ein eher unspektakuläres, eines, das mich an meine Kindheit erinnert. Es heißt Karneval in Essen und zeigt drei Menschen, die aus dem Fenster sehen. Drei Gesichter, die zu sagen scheinen: Wir sind das Ruhrgebiet.
Nicht laut, doch selbstbewusst mit einem feinen Schmunzeln. Till Brönner erzählt, es sei das erste Motiv, das er fotografiert hatte und das ihn motivierte weiterzumachen, ein Umstand, der jetzt den Besuchern des Museums zugute kommt. Mich könnte dieses Foto dazu verführen, eine Kurzgeschichte oder einen Roman über diese drei zu schreiben.
Last, but not least, sei noch erwähnt, dass die thematische Zusammenstellung und die Hängung der Bilder deren Wirkung wunderbar ergänzen.
Ein großes Dankeschön an Till Brönner, der für einen Austausch und Fragen zur Verfügung stand, an die Kuratorin Eva Müller-Remmert für die Führung durch die Ausstellung und an das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst für die Einladung zu dieser schönen Preview.
Danke natürlich auch an Thomas Auth für die Fotos von der Ausstellung .
Übrigens, ein Bild hat den Titel Pommes Schranke. Aber geht hin und seht selbst,
wenn Ihr in der Nähe seid. Wenn nicht, geht trotzdem.
Die Ausstellung eröffnet am 3. Juni. Es lohnt sich.
Glück auf.
Akademia – Eine Oper
Wie frei ist die Kunst?
Dies ist eine, wenn nicht sogar die zentrale Frage in der Kunstwelt. Sie ist gleichzeitig auch Dreh und Angelpunkt von „Akademia“.
Die vierstündige Oper verfügt über das Potential zu begeistern und gleichzeitig zu polarisieren. Der Status Quo der Gesellschaft und der Kunstszene wird in Frage gestellt, seziert und kritisiert.
Hierzu bedient sich das Stück szenischer Mittel, die an Beuys und seine „Soziale Skulptur“ denken lassen. Oder anders ausgedrückt, jede Szene funktioniert wie eine solche soziale Skulptur im Kampf um Erneuerung .
Ein Hilferuf?
„Akademia“ zeigt, gespiegelt im Mikrokosmos Kunstakademie, den Zustand unserer Gesellschaft und ihrer unerfüllten Sehnsucht nach Veränderung, nach Entwicklung zum Besseren. In der ersten Szene heißt es:
„Raus aus dem alten Muff,
die Welt mit Kunst zu speisen
mit Glorreichen Werken.
Leitend soll sie voran gehen.“
Leitend soll sie voran gehen, ein Auftrag, den die Kunst, wenn man „Akademia“ glauben darf, nicht oder nicht mehr erfüllt.
Kunst als Geldwert, Einengung durch immer mehr Reglementierung und Einschränkung, eine Verwaltung und eine Akademie-Leitung, die mit Kunst nichts mehr am Hut zu haben scheinen, Flucht in Alkohol, in Depression, nichtige Gespräche, aber auch der Funke einer revolutionären Idee, einer vollständigen Umwälzung, und der immer wieder aufflackernden Liebe zur Kunst, all das begegnet der Protagonistin Lara Wittenberg in den sechs Szenen der Oper.
Das Publikum erlebt hautnah mit, wie Lara zu Beginn mit großem Idealismus und noch größerer Freude ihre Aufnahme als Studentin an der Kunstakademie feiert, begleitet sie von Szene zu Szene durch wachsende Enttäuschung und Niedergeschlagenheit, bis sie zum Schluss desillusioniert und verzweifelt gegen eine Wand aus Professoren, Mitstudenten und Verwaltungskräften anrennt, fällt, wieder aufsteht, fällt … und schließlich am Boden liegen bleibt.
„Nach vier Stunden reicht es auch mal“, heißt es am Ende,
„ Solange braucht es, um eine Protagonistin sterben zu lassen. Und so musste es doch kommen. Laras Idealismus war unsterblich wie eine genmanipulierte, unzerbrechliche Seifenblase, die niemals zu platzen vermag. Stattdessen ist Lara selbst zerbrochen.“
Unter der Leitung von Aylin Leclaire hat ein Team von hundert Künstlern, bestehend aus Studenten der Kunstakademie Düsseldorf, Schauspielern, Sängern und Musikern, ein ausdrucksstarkes, bildgewaltiges und nachhaltig wirkendes Stück mit bemerkenswerten Kulissen auf die Beine gestellt. Jeder von ihnen verzichtete auf Gage. Die Einnahmen dienen zur Deckung der erst in Teilen gedeckten Produktionskosten, sowie hoffentlich auch noch für die geplante DVD und den Katalog zur Oper.
Besonders erwähnt sei auch die Bereitschaft der Leitung des geschichtsträchtigen Düsseldorfer Künstlervereins Malkasten, die Aufführungen im Malkasten-Park zu genehmigen, und zu unterstützen, nicht zu vergessen, der Support durch verschiedene Sponsoren.
Ein Teil der Kulisse, eine begehbare Arche, gebaut von Studenten und ehemaligen Studenten der Kunstakademie, wird noch einige Zeit im Park zu besichtigen sein und an eine Woche voller Leidenschaft für die Freiheit der Kunst und für Poesie erinnern.
Ich habe drei von sechs Aufführungen besucht, war jedes Mal verzaubert und entdeckte Details, die mir vorher entgangen waren, zum Beispiel ein Zitat aus einem meiner Lieblingslieder. Es wäre nicht bei diesen drei Besuchen geblieben, doch viele tolle und berührende Erlebnisse enden bekanntermaßen wenn es am schönsten ist.
So auch „Akademia – Eine Oper“.
Jetzt freue ich mich auf die DVD und den Katalog.
Fotos/ Thomas Auth
Zum Abschluss möchte ich Joseph Beuys zu Worte kommen lassen, der an dieser Oper vielleicht seine Freude gehabt hätte:
„Wichtig ist mir die Offenheit. Man muss herausstellen, was man ist. Es gibt gar keinen Grund dafür, seine Fehler, Mängel oder Verzerrungen zu verstecken. Dass es für die ganze Welt erst interessant und produktiv wird, wenn die Menschen sagen: Ich habe nichts zu verbergen! Die Wahrheit ist, dass ich ein fehlerhaftes unvollkommenes Wesen bin. Indem ich das dem anderen zeige, entsteht ein kreativer Prozess. Diese Wunde, dieses Fragmentarische muss man anschauen und dann weitergehen, sich ergänzen lassen vom anderen. Das gemeinsame Vorhaben bringt die Menschheit überhaupt erst in Gang.“
.
Wo …
Wo Wölfe wieder Kreide fressen,
die alten Lieder heulen,
hungrige Schnauzen in den Wind gereckt
Wo schwerer Stiefel Gleichschritt
den beschwingten Beat vertreibt
Wo Pazifist zum Schimpfwort wird
und Gutmensch einen Narren meint
Wo dumpfer Hass auf alles Fremde
schon wieder Nationalstolz heißt
Wo man das Unsagbare
wohl noch sagen dürfen will,
Rassismus nur als Bagatelle gilt,
„Heimat“ wir sind mehr wert meint
Wo dunkle Potentaten offen
braune Parolen zischen
und Grenzen sichern
jede Menschlichkeit verneint
Wo unter Linden sich wieder
Herrenmenschen finden,
mein schönes Land, in dieser Zeit,
da sei zum Widerstand bereit.
(c) Gabriele Auth
Foto/ G.Auth
Mairegen
Mairegen tanzt
auf meinem Fenster
wie Lust, wie Leben
wie Millionen
H2O Gespenster,
spritzt und pladdert
es macht ihm Spaß,
dem Regen
gurgelnd rinnt er
macht alles nass
tränkt Baum und Strauch,
versammelt sich
zu einer Riesenpfütze
erfrischt die Katze,
tränkt meine rote Mütze
und für den Garten
ist er ein Segen.
(c) Gabriele Auth