Ich schreib meine Fragen
in den Sand
der Wind wird sie verwehen
von den Bergen aufs Meer
vom Meer zurück aufs Land
trägt er in jedem Sandkorn
den Spiegel meiner Gedanken
mit sich fort
hinaus in die Welt
vielleicht.
(c) Gabriele Auth
Ich schreib meine Fragen
in den Sand
der Wind wird sie verwehen
von den Bergen aufs Meer
vom Meer zurück aufs Land
trägt er in jedem Sandkorn
den Spiegel meiner Gedanken
mit sich fort
hinaus in die Welt
vielleicht.
(c) Gabriele Auth
Bomben auf Mariupol
Menschen rennen
schreien, fallen.
Im Korbsessel
neben dem Fernseher
der Kater
putzt sein Gesicht
Krieg und Frieden
nebeneinander
mitten in meinem
Wohnzimmer
weit entfernt
ganz nah
hochgradig real.
(c) Gabriele Auth
Geh uns
aus der Sonne
alter Mann.
Du verdunkelst
die Tage
mit deiner Gier,
beschmutzt,
was hell war.
Verlottert im
Rausch deiner
vermeintlichen
Bedeutsamkeit
zerrst du Alles
in den Schlund
deiner Selbstsucht.
Wie erleichtert
werden wir sein,
wenn der Lauf
der Geschichte
dir Zügel anlegt,
dich reitet wie einen
störrischen Esel
tief in deine
eigene Hölle.
Dein wütender
Abgesang
wird kurz
nachhallen.
– Schweigen –
– Neustart –
Ohne Dich.
© gabriele auth
Foto/Pixabay
Manchmal wär‘ ich gerne
eine dieser Katzen
leicht verwildert mit
Krallen an den Tatzen.
Die würde ich hegen
schärfen und pflegen,
und stellte mir einer
die falschen Fragen
dächte vielleicht, er
könnte mir sagen
wie ich mein Leben
leben soll …
husch
hätte er Schrammen
im Gesicht
und ich putz mir die Nase,
mehr wäre da nicht.
© Gabriele Auth
Foto/Pixabay
Einer der nie mehr auf der Gitarre „Hit the road Jack“ spielt
der nie mehr Liebesworte flüstert in der Nacht
Einer der nie mehr Universum Welt und Mensch versteht
der nie mehr Witze macht und lauthals selber lacht
Einer der nie mehr Kinder auf den Schultern trägt
im Sommer nie mehr für alle Fladen backt
Einer der nie mehr auf der Wiese rückwärts Fahrrad fährt
nie mehr das Feuer vor dem Haus im Herd entfacht.
Bild Jonathan Auth / oil on canvas
Stell dir vor, das Leben bietet dir die Gelegenheit, ein verschüttetes, ungelöstes Trauma zu erkennen, neu zu fühlen und schließlich loszulassen.
Aber, und das ist der entscheidende Punkt, es wird abscheulich weh tun. Und du kannst scheitern.
Wie reagierst du?
Zögerst du? Willst du dich weiter einrichten im warmen, dunklen Nichtwissen?
Denkst du frei nach Adler: „Lass doch die Toten ihre Toten begraben“.
Stell dir vor, die Toten begraben ihre Toten nicht. Stattdessen graben sie sich durch dein Herz tief in den Körper und flüstern dir zu: „Lerne, uns zu lieben. Lerne, den Tod zu lieben. Lerne die alte Erschütterung zu umarmen. Schau durch sie hindurch und finde ein verlassenes Kind. Sei behutsam, liebevoll, während du das Trauma aus deinem Herzen, deiner Brust ziehst und dem Fluss des Lebens übergibst.
Dann reiche Herrn Adler die Hand und richte deine Aufmerksamkeit auf die Zukunft.
Gibt es eine Gottverlassenheit oder nur Menschenverlassenheit und Selbstverlassenheit?
Hängen diese Drei eventuell zusammen? Wenn du dich von allen oder auch nur von einem, für dich wesentlichen Menschen verlassen fühlst, hast du dich dann in Wahrheit selbst verlassen?
Gottverlassenheit.
Gott. Möglicherweise stößt einem dieses Wort bitter auf. Ist Gott ein Hoax, eine Fehlermeldung, mit der Menschen sich seit Jahrtausenden in die Irre führen lassen?
Oder führen sie sich selbst?
Religion, ein Denkfehler, der dem Menschen die Unschuld raubt, ihn abtrennt von sich selbst, vom Bewusst-Sein, von der Erkenntnis des Lebens?
Starr verdorrende Seitenarme des ewigen Flusses?
Religionen lassen ausreichend Wasser, um nicht zu verdursten, doch nicht genug, um den Durst zu stillen. Durst, den es nicht gäbe ohne Religion, ohne unantastbare Gottesidee.
Gott los sein.
Das Leben annehmen in seiner Fülle, in seinem Nichts und Alles.
Vorletzter Satz, des Nazareners am Kreuz:
„Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“
Oder vielleicht in anderer Übersetzung:
„Mein Gott, wie hast Du mich erleuchtet.“
Schließen diese beiden Übersetzungen einander aus?
Im Loslassen von Religion und starrer Gottesidee, in der Verlassenheit liegt Erlösung, schwingt am Ende der Satz:
„Es ist vollbracht“.
Ist diese Gottverlassenheit ein Fluch oder vielleicht der Same der Auferstehung?
Wem es leichter fällt, der mag das Wort „Gott“ durch Licht oder Liebe ersetzen.
Was das alles soll?
Am besten, ich fange am Anfang an, oder zumindest an dem Punkt, der gut am Anfang meiner Geschichte stehen kann.
Das war für mich der Moment, als ich in die Finsternis gefallen bin. Ganz unvermittelt. Von einer Sekunde zur anderen.
(c) Gabriele Auth, Juni2021
Am Straßenrand
Sonnenglitzern auf
Resten von Schnee
„Lovely“ von Billie Eilish
im Autoradio
Eine Prise Glück
Unerwartet kamst du
um die Ecke
um drei Ecken
gewissermaßen
und
ich frage mich
manchmal
warum bist du
geblieben
warum bin ich
nicht
gegangen
vielleicht weil
wir füreinander
Rätsel sind.
© gabriele auth
Wenn ich viele Leben
leben könnte
wenn in meiner Mitte
eine Sonne leuchtete,
Strahlen sich in alle
Richtungen ausstrecken
wie neugierige Finger
während ich dem
schwarzborstigen Tier
erzähle, ich hätte es
nur kurz in mein Herz
geschlossen
vorübergehend
in Kurzzeitpflege
sozusagen.
Auf Lichtstrahlen
reisen
Freundin sein
vielleicht sogar
freundlich.
Unter mächtigen
Zedern sitzen
den Vater finden,
den ich nicht hatte,
beschützend,
unerschütterlich, stark,
vor allem stark.
ein Kreis aus Zedern
ein wunderbarer,
ein heilender Ort.
Ich könnte
viele Leben leben,
das Licht aus
meiner Mitte trinken
es ausstrahlen,
während ich
zum Abschied
einem kleinen,
schwarzborstigen Tier
die Ohren kraule
beinahe unbewusst.
© Gabriele Auth 2020
Foto: Thomas Auth