Ein komisches Gefühl,um drei Uhr nachts aufzuwachen und einen inneren Dialog mit der eigenen Protagonistin zu führen.
Soviel ist schon mal klar, Juli will verdammtnochmal nicht an dem Punkt enden, an dem ich sie ihrem Schicksal überließ. Zu wenig Hoffnungsschimmer, findet sie.
Na ja, weisst du, es ist eben eine dunkle und traurige Geschichte.
Na und? Es könnte ja irgendwann auch mal ein bisschen die Sonne scheinen in einer Fortsetzung der Geschichte. Ein klitzekleines bisschen?
Hmm, aber ich hab schon angefangen über Yoko zu schreiben. Und Yoko ist eine ganz andere Person. Sie möchte auch zu ihrem Recht kommen und erzählt werden.
Ja, aber schau mal, Yoko ist doch erst sechzehn, da hat sie noch verdammt viel Zeit.
Ach, komm. Das ist kein Argument.
Du könntest Juli einen Brief an Elsa schreiben lassen. Meinst du nicht, dass Elsa wissen will, was aus ihr geworden ist?
Aber Juli und Elsa haben keine Namen und Adressen ausgetauscht.
Hallo, das kriegen wir doch locker hin
Und all die anderen, was ist mit denen? Eric, Sven, Yannis……..vielleicht wollen die gar nicht mehr.
Glaubst du das?
Nein.
Also los, dann lass uns jetzt herausfinden, wie es weitergeht.
Es ist drei Uhr nachts.
Ja und? Die beste Zeit für Inspiration. Wetten? Und ich bin ja dabei.
HaHa, okay, du hast gewonnen, aber zuerst mache ich mir einen Tee.
Jasmintee?
Nein, ich mache nicht dir einen Tee, sondern mir. Fängt ja schon gut an mit uns.
Dann also wieder Ingwer-Zitrone?
Auf den Punkt. Und danach schauen wir, wie es weitergeht mit dir.
Dann will ich, dass es mit einer Tasse Tee weitergeht.
Geht klar.
Dann mal los:
Mitten in der Nacht wacht sie auf. Grundlos. Sie steht auf, kocht sich einen Tee und setzt sich auf ihren Lieblingsplatz am Fenster. Der Nachthimmel ist um diese Jahreszeit so klar. Aus alter Gewohnheit sucht sie unter den Sternen den einen, den Eric ihr geschenkt hatte. Wie früher findet sie ihn sofort. Das alte Lied kommt ihr wieder in den Sinn.
Merk dir ganz genau, wo der Polarstern steht, eh der große Bär ihn frisst. Ritz dir in die Hand die Marschzahl, wenn es geht, eh man die Windrose bricht.
Sie hat lange nicht daran gedacht. Es kommt ihr vor, als wär’s in einem anderen Leben gewesen, auf einem anderen Planeten oder vielleicht in einer anderen Dimension.
Sie trinkt einen Schluck von ihrem Tee. Der herb blumige Geschmack von Jasmin bekräftigt die Erinnerung an damals, an Räucherstäbchen und Hit The Road Jack, an sizilianischen Sommer und an die Geschichte, die sie in einer einzigen Nacht im Raucherraum eines Krankenhauses erzählt hat. Juli nimmt sich eine Kladde, eine von den chinesischen, schwarz mit roten Ecken und fängt an zu schreiben
Liebe Elsa…
und für alle, die Juli noch nicht kennen, hier der Buchtrailer