Traum im
Traum
im
Traum
Zerbrochene Flügel
Gläserner Raum
Ein verpixeltes Bild
von Liebe
das Herz
Traum im
Traum
im
Traum
Verstand gesperrt
in Gedanken
Den Schlüssel verloren
im Raum
Gefallen
in den
multiversalen
Traum im
Traum
im
Traum
Liebe
Heidelberg (eine Art Liebeslied)
Wolken spiegeln sich in Fenstern
ohne ihn ist der Himmel leer.
Wolkenfetzen wie Gespenster
Und in mir ist gar nichts mehr.
In mir find’ ich gar nichts mehr.
Er saß mir gegenüber
war längst nicht mehr hier
er sah mich an, ich wusste nicht
war das immer noch er
oder nur ein Bild von ihm
nichts als ein Bild von ihm.
Wolken spiegeln sich in Fenstern
ohne ihn ist der Himmel leer.
Wolkenfetzen wie Gespenster
Und in mir ist gar nichts mehr?
Ist da wirklich gar nichts mehr?
Hab die Tage nicht gezählt
seit er die Stadt verlassen hat
hundert Tage, hundert Jahre
aufgelöst und unsichtbar
wie Salz in einem Wasserglas
nur Salz in einem Wasserglas.
Wolken spiegeln sich in Fenstern
ohne ihn ist der Himmel leer.
Wolkenfetzen wie Gespenster
Und in mir ist gar nichts mehr
Verdammt, da ist nichts mehr.
Zwei
Wenn Zwei sich
verzwei-felt lieben,
ist jeder für sich
am Ende nur
Einer und allein.
Moddi – Ein Konzert
Er betritt die Bühne mit der Gitarre in der Hand, ein schlanker, junger Mann mit blonden, verwuschelten Locken, die spinnwebfein sein Gesicht umrahmen.
„Hello, I am happy to be back in Münster again“, sagt er und fragt, wie viele von den Anwesenden ihn schon bei seinem ersten Auftritt hier gesehen haben. Arme gehen in die Höhe. Moddi, wie er sich selber nennt, zählt laut. Es sind achtundzwanzig.
„You may ask, what happend to your favorite barefoot Hobbit“ sagt er dann. Seine blauen Augen glänzen, als er lächelnd ins Publikum sieht und auf seine Füße zeigt.
„Was mag passiert sein, dass ich nun Schuhe trage?“
Er wirkt tatsächlich wie eine Erscheinung aus Herr der Ringe, eine Mischung aus Hobbit und Elb in Jeans mit roten Baseballschuhen, grauem T-Shirt und einer Gitarre.
Man merkt es sicher, dieser junge Norweger hat bereits in den ersten Minuten mein Herz erobert. Dabei habe ich noch keinen Ton von seiner Musik gehört, bin beinahe zufällig durch die Einladung eines Freundes hier im Pumpenhaus Münster gelandet. Jetzt stimmt Moddi das erste Lied an, singt vom Krieg und davon, dass das Töten für einen Soldaten zur Gewohnheit werden kann.
Schweigen. Dann Applaus.
Und Pal Moddi Knudsen erzählt, wie er, der sonst Lieder vom Meer und von der Liebe singt, dazu kam, auf der Bühne Schuhe zu tragen und Protestsongs zu singen.
Wie er zu einem Konzert in Tel Aviv eingeladen war und E-Mails aus ganz Europa bei ihm eintrafen, geschrieben von Menschen, die sich solidarisch erklärten mit dem palästinensischen Volk. Sie alle forderten, er solle den Auftritt in Tel Aviv absagen als ein politisches Statement für Palästina.
Moddi antwortete hunderte von Malen, er sei kein politischer Sänger, er singe Lieder vom Meer und von der Liebe.
Im gleichen Zeitraum sammelten sich in seinem E-Mail Postfach weitere hunderte von Mails, verfasst von Israelis und ihren Freunden aus aller Welt. Sie schrieben, wie wunderbar es doch sei, dass er mit seinem Auftritt in Tel Aviv ein Statement abgäbe für die Sache Israels.
Er antwortete erneut hunderte von Malen, seine Lieder seien kein politisches Statement, er sei einfach ein Sänger.
Die Flut der E-Mails aus beiden Richtungen riss nicht ab.
Moddi war traurig und bestürzt und sagte das Konzert ab. Er wollte sich von keiner Seite instrumentalisieren lassen.
In dieser Stimmung erreichte ihn eine Nachricht von Brigitte Grimstad, einer in Norwegen sehr bekannten und gefeierten Sängerin. Sie blickt auf eine ähnliche Erfahrung zurück. In den achtziger Jahren hatte sie einen Text des britischen Autors Richard Burgess vertont. Das Lied handelte von dem israelischen Brigade Kommandeur Eli Geva, der sich 1982 dem Befehl, in Beirut einzumarschieren, widersetzte und stattdessen seinen Abschied nahm.
Als bekannt wurde, dass Brigitte Grimstad im Rahmen einer Tournee in Jerusalem auftreten sollte, wurde sie im Vorfeld von verschiedenen Seiten aufgefordert, den Song über Eli Geva dort nicht zu singen. Der norwegische Botschafter in Jerusalem teilte ihr mit, er verließe mit seinen Begleitern geschlossen den Saal, sollte sie das Lied singen. Brigitte Grimstad sagte das Konzert ab.
Pal Moddi Knudsen dachte nach. Er fragte sich, wie viele Lieder es gibt, die offiziell oder inoffiziell geächtet und verboten sind, machte sich auf die Suche und wurde fündig.
Das bisherige Ergebnis stellt er bei seiner aktuellen Tournee vor. Sein neues Album, auf dem er zwölf dieser Lieder eingespielt hat, heisst Unsongs.
Er hat die Ursprungsländer dieser Lieder bereist, sprach mit deren Verfassern, Zeitzeugen oder Nachkommen. Die Gespräche wurden in Videos dokumentiert und sind zu finden auf der Projektseite unsongs.com
Nachdem Moddi dies alles erzählt hatte, sang er die ungesungenen Lieder, begleitet von seiner Gitarre und einer jungen Cellistin.
Das Publikum war mehr als zwei Stunden elektrisiert.
Ich höre seitdem immer wieder die Unsongs und bin dankbar für einen Musiker, für einen Menschen wie Pal Moddi Knudsen, der so aufrichtig, so wahrhaftig und bezaubernd auf einer Bühne steht und mit seiner Musik geächteten Songwritern und deren Songs ein Denkmal setzt, indem er ihre Geschichten erzählt und ihre Lieder so singt, dass man das Leben in ihnen spüren kann. Sie berühren mich alle, doch am meisten das Punk Gebet von Pussy Riot. Aber davon erzähle ich ein anderes Mal.
Ist
Fast alles, was wir zu wissen meinen,
Spekulation.
Der Rest eine Mischung aus Fetzen
von Erkennen und
Schweigen.
Das meiste, was wir
über andere denken,
Ein Spiegelbild.
Der Rest ein Potpourri aus
echter Wahrnehmung
und Illusion.
Was wir wollen und meinen,
was wir fühlen und,
wie wir scheinen,
ob wir schreien oder flüstern.
Nur Metaphern für das Leben.
Für Abneigung und Sympathie,
für Morgen und für Gestern.
Was wir uns
nicht zu denken trauen,
nicht zu fühlen wagen,
nicht sehen oder
erkennen wollen.
Wahrheit.
Was wir wissen könnten,
wenn wir furchtlos wären,
wirklich sehen würden,
wach und urteilsfrei,
ist Liebe, sind wir selbst,
ist jetzt.
Ist.
© gabriele auth
Manchmal ist es eben Liebe
Andere begleiten dich fast ein Leben lang, und selbst, wenn du sie nur selten siehst, ist es jedesmal, als wäre es erst gestern gewesen. Da ist eine seltsame Vertrautheit, die euch nie verloren geht und die euch wärmt.
Talk about Pop Muzik
Vor dem Einlass standen wir zusammen mit mehreren anderen Konzertbesuchern eine halbe Stunde in der Passage Louis Philippe vor dem Café und warteten auf Einlass. Es nieselte auf das Kopfsteinpflaster und in meinen Jackenkragen, obwohl ich ihn hochgestellt hatte. Warmer, feiner Regen.
Die Passage Louis Philippe ist ein schmale, unspektakuläre Straße, eher ein Gasse.
In dem ganzen Viertel um die Bastille herrscht ein buntes und erfrischendes Treiben von Menschen aller Hautfarben und Nationalitäten. Sie wogen durch die engen Straßen mit den kleinen Läden, Lokalen und Cafés. Bunte Menschenblüten, die der Frühlingswind bewegt. Das hat einen ganz speziellen Zauber. Ich spürte, dass ich den nur halb genießen konnte, dass ich manchmal nervös über die Schulter sah und an den Terroranschlag dachte. Ich hasste diese Gedanken und die Beklemmung, die sie in mir auslösten, aber es gelang mir nicht, sie völlig zu vertreiben. Da blieb so ein unangenehmes Kitzeln im Verstand und im Bauch.
Die warme, sinnliche Stimme und Gestik von Jennifer Charles, die Gitarrenklänge von Oren Bloedow, das Licht, das die grob gemauerte Bühnenwand in einen goldenen Schimmer tauchte, das begeisterte Publikum und der Rotwein, ließen meine Beklemmung fast verschwinden, aber sie lauerte heimtückisch im Hintergrund und starrte mir verbiestert ins Gesicht, wenn einer der Security Typen oben auf der Galerie erschien und sich über die Brüstung beugte.
„Fühlt Ihr Euch sicher?“
„Ja!“
Der Raum lag komplett im Dunkeln. Musik erklang. Und dann die Stimme von Jennifer. Sie sang „Pop Muzik, talk about pop pop Muzik.“
Ich hörte die Worte und die Musik und ich verstand. Ich glaube jeder verstand es. Es war trotzig, es war tief und es war frei. Wir machen unsere Musik, hieß das, unsere Pop Musik, und die lassen wir uns von niemandem verbieten oder nehmen. Nicht von Fanatikern, nicht von irgendeinem religiösen Wahn und nicht von der eigenen Angst. Man kann versuchen, uns einzuschüchtern, aber wir werden unsere Musik nicht beenden. Wir werden weiter machen und leben so frei wir können. Mit Musik. Mit Pop Musik.
Das Lied endete.
Die Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich fühlte mich frei von Beklemmung und Ängstlichkeit, fühlte mich wie nach einem warmen Bad, gereinigt und entspannt. Es war eine Initiation, ein sehr eigenes Ritual des Einatmens von Musik und des Ausatmens, Ausdehnens in den Raum hinein.
Das war so einer dieser magischen Momente, wie sie Musik erschaffen kann, einer der Momente, die der Grund dafür sind, warum Dikatoren solche Musik hassen, warum radikale Islamisten sie verbieten möchten.
Es war die Kraft der Musik, die Theodorakis ins Gefängnis gebracht hat und die die Militärjunta in Chile dazu veranlasste, dem Sänger Viktor Jara zuerst die Finger zu brechen, dann die Gitarre zu zerstören und ihn schließlich zu ermorden.
Ja, wir können frei sein, wenn wir uns dafür entscheiden.
Seufzer Lounge
In der Bar der
gebrochenen Herzen,
klagt der Jemand dem
Niemand sein Leid.
Sie seufzen und
jammern und ahnen,
Herzrisse heilen
nicht durch die Zeit.
Zeit trocknet Tränen,
lässt Kummer verwehen,
doch Heilung bringt
zweifellos nur, diese eine,
sich selbst vergessende
Liebe, die im Inneren
keimt, blüht, verzeiht.
(c) Gabriele Auth
Bild einer Liebe
Federleicht ist mir
noch immer, wenn
ich dieses Lächeln seh’
auf einem alten Foto,
das ich in meinem
Schreibtisch fand.
unbeschwerte Erinnerung,
Rufe aus einem alten,
einem leuchtenden Land.
Wo ist es hin, all das,
was mit uns war,
das Lachen, das Reden,
das Staunen, das Erleben?
Ich seh’ im Spiegel
mein wehrloses Gesicht.
Da ist niemand, nur ich.
und das Bild einer Liebe.
Dich finde ich nicht.
(c) Gabriele Auth
1755 Tage und eine Nacht
Sie war der
Wind
in seinen Segeln.
Das fühlte er.
Er war der
Hafen,
in den sie einlief.
Das wusste sie.
Gemeinsam
brachten sie
ihre Boote
zum sinken
in
eintausend
siebenhundert
fünfundfünfzig
Tagen
und einer
Nacht.
Verbrannten die
Segel,
jeder für sich
allein.
