Die unerfüllte Liebe altert nicht. Die Last der Jahre zwingt sie niemals in die Knie. Sie leuchtet umso schöner, je länger sie vergangen ist. Und der Staub der Zeit glänzt im Rückblick wie Sternenstaub aus einer anderen Welt.
Nostalgie hat einen weichen Klang.
Dann plötzlich steht ihr voreinander. Und eure Stimmen sprechen nicht die lang gehegten Worte. Der Schimmer der Erinnerung verblasst im Licht der Wirklichkeit. Nichts gibt es, was ihr euch zu sagen hättet, ausser:
„Weisst Du noch?“ und „Ist lange her“.
Liebe
Nicht Cinderella
Die bin ich, die in rein gar nichts passt, war meiner Mutter allzu dünn, zu blass als Kind und später dann zu schwarz, zu bunt, zu sehr Zigeunerin.
Die Lehrer kamen leidlich mit mir klar, weil ich so wortreich reden konnte. Doch diese aufmüpfige Art, die störte ihr gepflegtes Bild.
Vater fand seine Tochter wohlgeraten, solang sie keine Widerworte gab. Nur meine Freunde passten nicht in sein Konzept. Von denen spürte mancher, dass auch ich nicht in seines passte. Zu wenig Weibchen. Zu sehr Blaustrumpf. Zu rot die Nägel und trotzdem nicht Femme Fatale.
Kann nicht gut singen, spiel kein Instrument, und hab ich Geld, geb ich es einfach aus so völlig ohne Sinn für hohe Kanten.
Es sind wohl mehr als tausend Schubladen, in die ich nicht hineingepasst und abertausend Worte, die mich mahnten und mich nie erreichten.
Oh ja, ich habe es versucht, hab mich gebogen, hab die Ferse abgehackt um in manch engen Schuh zu passen, den irgendein altkluger Prinz mir reichte.
Hat nie geklappt. Blut war im Schuh und ich mal wieder nicht die blonde Fee, das liebliche Dornröschen oder Aschenputtel.
Doch in mir klingt Musik, dass Herz und Seele tanzen, wann immer ich den Klängen lausche, und Liebe ohne Ziel und Limit füllt mich aus.
Gebt eure Schuhe und den klugen Rat ruhig denen, welche wohlgeraten und adrett euch eure Wünsche von den Lippen lesen.
Ich tanze weiter mit den Sternen, die über mir und in mir kreisen.
Ich bin die böse Schwester, bin die schwarze Fee.
Ich bin nicht nett.
Kulissen
Die Bühne ist bereitet, ein ganzes Leben schon. Aus den Kulissen klingt der Chor der Nornen und tausendfach durchbohren Blicke mir die Haut. Ich trage keinen Blickschutzfaktor, nur mein Herz. Und Liebe.
Das Lied der Nornen hat die Düsternis verloren und auch das Augenpaar der ersten Stunde, es macht mir keine Angst mehr. Ich muss nicht mehr agieren, steh einfach still erwartungslos, öffne die Arme weit und auch der Tod ist nur ein neues Bühnenbild.
Verlockend rot leuchtet der Wein
Da sitze ich
allein mit mir
verlockend rot
leuchtet der Wein
in meinem Glas.
Fühle mich quer,
verliere mich,
fixiere mich
so tief in mir
und find mich nicht.
Mit der Gitarre
setzt er sich zu mir
lacht, spielt und singt
vertrauter Blick
verheißungsvoller Klang.
Ich lausche,
schließ die Augen,
mich zieht das Lied,
ich finde mich
in seinem Rythmus.
Zwei sind wir
er und ich
verlockend rot
leuchtet der Wein
in meinem Glas
Heute ist eben manchmal
Heute ist eben manchmal.
Da nehm ich mir die Zeit.
Ich pflege meine Träume,
dein Lächeln noch in mir,
erforsche neue Räume,
und bin zum Flug bereit.
Ich singe in den Sturm,
lass den Dingen ihren Lauf.
Und wirft es mich zu Boden,
dann steh ich wieder auf.
Heute ist eben manchmal.
Da sitz ich nur so rum.
Ich lass das Leben fließen
und treibe einfach mit.
Stundenblumen sprießen.
Frag mich nicht warum.
Ich singe in den Sturm,
lass den Dingen ihren Lauf.
Und wirft es mich zu Boden,
dann steh ich wieder auf.
Heute ist eben manchmal,
ich nehm mich bei der Hand,
muss nirgendwo ankommen,
bin ja schon immer hier,
hab mir das Recht genommen,
Herz über Verstand.
Ich singe in den Sturm,
lass den Dingen ihren Lauf.
Und wirft es mich zu Boden,
dann steh ich wieder auf.
Heute ist eben manchmal,
da schreibe ich ein Lied.
Ich schick es auf die Reise.
Nimms dir wenn du es triffst.
Ob laut oder nur leise,
komm und sing es mit.
Wir singen in den Sturm
lassen den Dingen ihren Lauf
und wirft es uns zu Boden
dann stehn wir wieder auf.
nature love
Der Himmel glüht seit Stunden brennend blau und trunken vor Sonne. Hitze umfängt die Erde, brandet gegen Pflanzen und Tiere in wabernden Wellen aus Luft.
Mittagswucht.
Kein Luftzug schenkt Kühlung, jede winzige Feuchtigkeit scheint aus der Erde gesogen zu werden, aufzusteigen, sich dem Himmel in einem feuchtwarmen Dunst entgegen zu recken gleich einem geöffneten Mund, der sich zum Kuss darbietet.
-Stille-
nicht einmal das Summen von Fliegen.
Spannung baut sich auf, steigt von Minute zu Minute, in der Erwartung einer kommenden Entladung, Muskeln gleich, sich mit ungeheurer Kraft beinahe schmerzlich zusammenziehend.
Himmel und Erde scheinen einen geheimen Dialog zu führen, ähnlich dem atemlosen Flüstern zweier Liebender, die der ersten Berührung entgegenfiebern.
Die Natur wartet in verhaltenem Beben.
Dunkle Wolken ballen sich am Himmel zusammen zu einer gigantischen, fast schwarzen Wand, die nahezu alles zu überkuppeln scheint, sich unaufhaltsam voranschiebt, als wolle sie die ganze Erde umfangen in ihrer stürmischen Umarmung.
Wind kommt auf, streicht über Büsche und Bäume. Sie zittern wie unter der Berührung eines Geliebten.
Das vertraute Tschilpen der Spatzen ist verstummt. Erstes Wetterleuchten zeigt sich am Horizont, formt sich zu einem grellen Blitz, gefolgt von Donnergrollen.
Die Spannung steigt. Die Erde scheint sich dem Himmel entgegenzurecken, sich zu biegen, eine Geliebte, die dem Höhepunkt der Lust zustrebt.
Erste schwere Tropfen lösen sich aus der schwarzen Wolkenkuppel. Blitze und Donner steigern ihren wirbelnden Tanz zu einem atmosphärischen Crescendo, bis endlich der Himmel überfließt, sich in einem prasselnden Schauer auf die Erde ergießt, die Grenzen aufzulösen scheint, sich mit ihr vereinigt, sie durchtränkt und durchdringt in einer gewaltigen Ejakulation.
-Erlösung-
In gemeinsamem Erschauern scheinen Himmel und Erde sich zu wiegen und zu winden bis das Grollen in der Ferne verblasst zu einer Art stotterndem Summen, der Regen in leichtes Tröpfeln übergeht und schließlich ganz versiegt.
Entspannung, Ruhe, Erfüllung.
©gabi m. auth
Die fünfte Dimension
Es gibt keine Zukunft, nur Entwicklungsmöglichkeiten des Jetzt, immer wieder jetzt.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich den Weg, den ich zurückgelegt habe. Die Parameter der Vergangenheit sind gefärbt durch den Filter der Erinnerung.
Ich kann nicht erkennen, wie andere Entscheidungen den Verlauf meines Weges hätten ändern können. Und ich weiß nicht, ob er mich vielleicht genau an denselben Punkt geführt hätte, an dem ich stehe, möglicherweise mit essentiell denselben Erfahrungen.
Wenn ich nach vorne sehe, erkenne ich die Entscheidungen, die ich genau jetzt treffen kann. Nicht aber, wie und wohin sie mich führen werden.
Ich weiß, dass ich geboren wurde, und dass ich sterben werde.
Das erste entzieht sich meiner Erinnerung, das zweite meiner Vorstellung.
Das einzige, das ich gleichzeitig weiß und erlebe, ist, dass ich bin, jetzt, in diesem Moment.
Wenn ich jede Sekunde annehme als ein Geschenk des Universums an sich selbst, erlebe ich das Wunder des Seins.
Die fünfte Dimension ist die Liebe.
Wüstenwind
Manchmal,
wenn der Wind
aus der Wüste
durch mein
Wesen zieht,
bringt er die
Erinnerung
an jene Zeit,
als mein Herz
zerbrach.
Versunken
trieb es in
Leere und
Dunkelheit,
bis einer es
neu belebte
und es erwachte,
eingeschnürt
in ein Korsett
aus Tränen.
Ziellos
umhertaumelnd
in Lust und
Leidenschaft,
gierig nach Leben,
liebesdurstig.
Einer kam,
hob es auf und
hütete es wie
einen Schatz.
Allmählich
heilte es,
schwanden Tränen
und Scham, und
der Wüstenwind
ist nur ein
freundlicher,
alter Mann,
dem ich lächelnd
mein Wesen öffne.
perpetuum mobile
Da war kein Knopf
an meinem Rücken,
auf dem Liebe stand.
Da war nichts,
was du in Gang
setzen konntest
wie ein verdammtes
Perpetuum Mobile,
das sich dreht
und dreht und
krächzend plärrt
ich liebe dich.
Du hast nicht gesucht
nach einem Hebel,
kamst einfach so,
und wir lachten,
und zwischen zwei
Augen Blicken
geschah es
ganz von selbst
wie ein verzaubertes
Perpetuum Mobile
und dreht sich nun
und singt von Liebe
mein bester Freund
Mein bester Freund
warst du,
einer fürs Kino,
oder für Konzerte,
und zum reden,
ganz besonders
zum reden.
Etwas an dir
ließ mich hören,
zuhören, stundenlang,
ein sehendes Hören,
ich sah dich an
und mochte, wie
dein Reden aussah.
Und dein Lächeln,
leise, und trotzdem
durchmaß es den Raum
wie mit leichten,
federnden Schritten,
Vorbote eines
neuen Gefühls.
Das Erstaunen, als
wir es entdeckten,
das füreinander
neu sein und
dieses Gefühl
in der Brust,
wie Flügelschlag.
Liebe nannten wir es.
Und wir lachten.
In deinen Augen
sah ich meine Frage
gespiegelt, wie
ein flimmerndes
Nichtbegreifen.
Warum gerade du?
Wir sind geblieben,
einfach so,
und das Staunen
blieb mit uns
die ganze Zeit
Liebende und
Beste Freunde.
© gabi m. auth
