Die Strecke von Dover nach Dorset zieht sich wie immer in die Länge. Ich könnte fast schwören, dass sie jedes Mal ein paar Meilen länger wird. England ist nicht zufällig das Land von Hogwarts und Dumbledore. Zum Glück sind an einem Feiertag nur wenige LKWs unterwegs und wir haben freie Fahrt auf der Autobahn Richtung London, wo sich normalerweise ein Autokonvoi, der länger ist als Voldemorts Schlange, in Richtung Hauptstadt schiebt .
Hinter London verwandelt sich die Autobahn in eine Schnellstraße, die ihren Namen vermutlich beim Bingo gewonnen hat, eine Art mehrspurige Landstraße, ungefähr alle acht Kilometer unterbrochen durch einen Kreisverkehr. Slow down steht auf der Fahrbahn und dann ab in den Roundabout und wieder Gas geben.
T. hat den Linksverkehr gut drauf, vielleicht hat er eine vorinstallierte Linksfahrer App. Es ist vermutlich trotzdem anstrengend, links zu fahren wie alle hier, aber im Gegensatz zu den anderen das Steuer auf der falschen Seite zu haben.
Ich biete sicherheitshalber keinen Fahrerwechsel an. T. würde sich sowieso nicht darauf einlassen. Ich meine, wer möchte seine Reise schon in einem Krankenhaus beginnen, oder wohlmöglich in einem Sarg? Wobei der Gedanke, über den Klippen von Charmouth oder am Golden Cap als Asche in den Wind gestreut zu werden, begleitet vom Klagelied der Möwen, etwas seltsam Anziehendes hat.
Muss aber noch nicht sein.
T. teilt meine Auffassung offensichtlich und kutschiert uns unversehrt ans Ziel, vorbei an Stonehenge, das rechts neben uns majestätisch still in der Abendsonne ruht. Früher konnten Besucher sich ungehindert zwischen den riesigen Steinen bewegen. Inzwischen ist das ganze verdammte Ding eingezäunt. Schwer zu sagen, wovor es mehr geschützt werden muss, vor Graffity Künstlern mit Rucksäcken voller Spraydosen oder vor Esoterik Freaks, die sich mit Seidenbändern an die Steine fesseln und keltische Lieder chanten.
Banksy versus Yoghananda. Ich schätze, Banksy wäre mir lieber.
Wir erreichen unser Cottage in Beaminster kurz vor Mitternacht.
Müde, glücklich, allways in love with Dorset.

Mitlesen und Mitfahren war eins, fein.
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eine Freude für mich, wenn es sich so entwickelt bei jemandem, der es liest. Danke.
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